Seelsorge per Telefon und Internet

Telefonseelsorge_021
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Und das nicht nur zur Weihnachtszeit
„Before you commit suicide – ring me up!“ Mit diesen Worten ist 1953 die Telefonseelsorge entstanden. Der anglikanische Pfarrer Chad Varah hatte immer wieder junge Menschen beerdigen müssen, die sich das Leben genommen hatten. Schließlich schaltete er eine Zeitungsanzeige: „Bevor du dich umbringst, ruf an!“ Die „Samaritans“ in England waren geboren.
1956 nahm eine Gruppe engagierter Menschen in Berlin die Idee auf, das damals in nur 10% aller Haushalte vorhandene Telefon für die Suizidprävention zu nutzen. Sie gründete die „Lebensmüdenbetreuung“ und setzten sich zum Ziel, rund um die Uhr für Suizidgefährdete da zu sein. Diese Arbeit wurde dann als „TelefonSeelsorge“ von der evangelischen und katholischen Kirche weitergeführt und ausgebaut. 
Neben der prinzipiellen Erreichbarkeit rund um die Uhr, der Kostenfreiheit und der Kompetenz der Seelsorgerinnen und Seelsorger ist ein Grundpfeiler der Arbeit die absolute Anonymität. Die Rufnummern der Anrufenden erscheinen auf keinem Display und auch nicht im Einzelverbindungsnachweis der Telefonrechnung. Es gibt keine Vorbedingung für einen Anruf, jede und jeder darf anrufen wann immer nötig.
TelefonSeelsorge ist inzwischen eines der bekanntesten Angebote der Kirchen überhaupt. Wird in einer Zeitung von einem Suizid berichtet, werden standardmäßig die beiden Nummern der TelefonSeelsorge, 0800-1110111 und 0800-1110222, angegeben, um potenziellen Nachahmern eine Hilfsmöglichkeit anzubieten. Erkennt Facebook anhand eines eigenen Algorithmus einen suizidal klingenden User, wird ihm empfohlen, die TelefonSeelsorge zu kontaktieren. Dass seit 1980 die Suizidrate in Deutschland von rund 20.000 auf 10.000 gesunken ist, wird auch auf Präventionsangebote wie die TelefonSeelsorge zurückgeführt. Wichtigster Partner und Sponsor dabei ist die Deutsche Telekom. Sie stellt ihre Dienste kostenlos zur Verfügung.
Deutschlandweit gibt es 105 TelefonSeelsorge-Stellen mit 7.500 Ehrenamtlichen. 2022 wurden über die beiden Nummern der TelefonSeelsorge (0800 1110111 und 0800 1110222) mehr als 1 Mio. Seelsorgegespräche geführt. Suizidalität steht dabei inzwischen nicht mehr an erster Stelle. Die meisten Gesprächsthemen kreisen um körperliche und psychische Erkrankungen, Einsamkeit, Ängste und soziale Beziehungen. Ein durchschnittliches Gespräch dauert rund 20 Minuten.
Seit 25 Jahren gehört zum Angebot per Telefon die Onlineseelsorge per Chat und Mail. Wie alle Eltern an ihren Kindern beobachten können, hat sich das Kommunikationsverhalten seit der Verbreitung von Handy und Smartphone drastisch verändert. Die TelefonSeelsorge vollzieht diese Entwicklung konsequent mit. 
Die Evangelische TelefonSeelsorge in München ist Teil des Evangelischen Beratungszentrums (ebz). 2018 feierten wir das 50-jährige Jubiläum. Das Telefon ist seitdem rund um die Uhr besetzt, abends sogar doppelt. Ein Drittel der 115 Ehrenamtlichen sind auch in der Chat- und Mailseelsorge tätig. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger durchlaufen ein intensives Auswahlverfahren. Neun Monate lang dauert die Ausbildung, zu der inzwischen auch die Onlineseelsorge gehört. Die Ehrenamtlichen werden in Gesprächsführung, Seelsorge und häufig begegnenden Themen auf selbsterfahrungsorientierte Weise ausgebildet. Der nächste Ausbildungskurs startet im Herbst 2024. 

Wer ein anspruchsvolles und sinnerfülltes Ehrenamt im Rahmen der Kirche ausüben möchte und über Offenheit, Flexibilität und Belastbarkeit verfügt, ist hier an der richtigen Adresse. Infoabende finden online am 28. Februar 2024 und am 24. April 2024 statt. Eine Anmeldung auf der Website www.ebz-muenchen.de ist erforderlich. Ihnen werden dann die Zugangsdaten zugeschickt. Die neue Ausbildung beginnt Ende September 2024. 

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Evangelisches Beratungszentrum München e.V.
Verwendung: TelefonSeelsorge
IBAN DE84 5206 0410 0003 4020 29 

Pfr. Michael Schaar
Leiter der Evangelischen TelefonSeelsorge München