Frühling 2023
Liebe Gemeinde,
letzten Sonntag haben wir unser Gemeindefest gefeiert – passenderweise am Sonntag des Guten Hirten.
Wir haben drei Stunden Regenpause genossen, die Kinder konnten sich draußen austoben, Kaffee und Kuchen haben toll geschmeckt und die gemeinsamen Spielrunden haben viel Spaß gemacht!
Es war wunderschön, Gemeinde zu leben.
Auch im Gottesdienst haben wir das dann noch in vollen Zügen genießen können.
Das gemeinsame Spielen war auch Thema in der Predigt.
Bei unseren Spielen kam es ja nicht so auf den Wettbewerb an. Es kam eher darauf an, auch gemeinsam Lösungen zu suchen, oder einfach zusammen Spaß zu haben.
Es ist im Spiel eben auch möglich, neue Wege auszuprobieren. Wege, die uns zunächst unlogisch erscheinen, die aber weiterführen . Wege, die uns auch auf eine ganz neue Art miteinander umgehen lassen.
Letztlich geht es auch darum, wenn wir Jesus als unseren Hirten sehen, der uns ein Vorbild sein kann, der unseren Weg prägt, dem wir nachfolgen.
Ich will nicht sagen, dass das ganze Leben ein Spiel ist – aber manchmal hilft ein bisschen Leichtigkeit einfach weiter.
Es hilft vor allem weiter, immer wieder neue Wege auszuprobieren.
Jesus hat uns vorgelebt und gezeigt, dass es ganz neue Wege gibt, miteinander zu leben.
Ein ganz herausragendes Beispiel dafür steht in der Bergpredigt – es ist eine Bibelstelle, die wir im Konfiunterricht auch immer ganz genau anschauen.
Es ist der Teil, der so oft von der „realistischen“ Welt belächelt wird, der aber unglaubliche Weisheit in sich trägt.
Ich lese aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 5, 38-42:
Ihr habt gehört, das gesagt ist: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dem biete auch die andere dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch dem Mantel. Und wenn dich jemand eine Meile nötigt, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem ab, der etwas von dir borgen will.“
Wie oft ist das verspottet worden: halte ihm auch die andere Backe dar! Das passt so gar nicht zu unserer Welt. Man muss ich durchsetzen können, nicht immer nur klein beigeben.
Hier ist aber keinesfalls vom „Klein beigeben“ die Rede. Jesus beschreibt hier in unglaublicher Weise einen ganz anderen Weg, mit Konflikten umzugehen und er bedient sich der Bilder, die damals verstanden wurden.
Dieses Bild mit der Wange heißt: ein Herr schlägt seinen Untergebenen auf die rechte Backe, mit dem Handrücken, dabei muss er ihm nicht ins Gesicht schauen. Wenn ihm der Untergebene aber auch die andere Wange hinhält und der Herr zuschlägt, muss er seinem Untergebenen dabei ins Gesicht schauen. Da fällt das Zuschlagen schwerer…
Ähnlich ist es mit der Meile: ein römischer Soldat konnte damals jeden Passanten anhalten und ihm sein schweres Marschgepäck auf den Buckel laden. Er durfte ihn das Gepäck aber nur für eine Meile tragen lassen. Wenn dieser Passant dann also zwei Meilen ging, hat er den Soldaten ins Unrecht gesetzt.
Diese Beispiele, die Jesus da aufzeigt, zeigen einen neuen Weg, miteinander umzugehen – einen dritten Weg sozusagen zwischen Zurückschlagen und Unterwerfung.
Es klingt auch ein bisschen spielerisch. Es hat eine unglaubliche Wirkung. Nicht zurückschlagen, sondern dem anderen sein Unrecht in besonderer Weise und vor allem ohne Gewalt aufzuzeigen.
Wir gehen zusammen als Gemeinde in der Liebe Gottes mit Jesus als dem, der uns den Weg zeigt.
Wir können diesen Weg manchmal spielerisch und mit Leichtigkeit gehen.
Wir können ihn manchmal auch ganz ernst gehen.
Aber wir gehen ihn zusammen.
Denn Liebe wird nur in der Gemeinschaft konkret.
Ich wünsche Ihnen von Herzen Gottes Segen!
Ihre Pfarrerin Irene Geiger-Schaller