„Fittingschool“

„Fittingschool“ erweitert Ausbildungsangebot und eröffnet 2019 dritten Ausbildungsjahrgang

Im Rahmen ihrer diesjährigen Partnerschaftsreisen nach Tansania konnten Rosi Hennig und Ludwig Lanzl aus Poing (Palagavano), Christian Pesth von der Gustav Adolf Kirche in Ramersdorf (Mtwango) und Hilke und Ulrich Werwigk aus Oberhaching (Ikwete) als Vertreter des Arbeitskreises Fittingschool in den Prodekanaten München Ost / Südost das „Lutheran Vocational Trainingcenter in Ilembula“ besuchen und sich mit den Dekanen Dr. Nduye (Makambako) und Mexon (Ilembula) sowie dem Lehrer und Leiter der Schule John Sanga über die Ausbildung der Jugendlichen und den aktuellen Betrieb und die weitere Entwicklung der Berufsschule austauschen.

Nach der kurzen Vorstellungsrunde in den Räumlichkeiten des Dekanats Ilembula machten wir uns auf den Weg zu der ca. 500m entfernt gelegenen Berufsschule, die dieses Mal schon rein äußerlich einen viel professionelleren Eindruck machte als beim letzten Besuch vor vier Jahren. Seit knapp zwei Jahren ist nun der Betrieb wieder aufgenommen. Auf dem Hof stehen mehrere Fahrzeuge, unter anderem ein größerer LKW, an dem an der Hinterachse Arbeiten verrichtet werden. Auf der anderen Seite sind Auszubildende dabei, die Stahlgestelle für Schultische und Hörsaalstühle einer nahegelegenen Secundary School zu fertigen, die als externer Auftrag der Schule ausgeführt werden und zur Finanzierung der Schul- und Ausbildungskosten beitragen.

Wir haben die Möglichkeit mit den jungen Auszubildenden, alle arbeitsmäßig im „Blaumann“ gekleidet, zu sprechen. Wir nehmen den Dank von ihnen und der Schulleitung für die ihnen persönlich und die Schule aus München gewährte Unterstützung entgegen und geben unserer Freude über das Treffen Ausdruck.

Ich übergebe die aus Oberhaching erhaltene Spende für eine gemeinsame Aktion der Auszubildenden sowie den Basketballkorb nebst Basketball und einen Fußball, beides wird von den Schülern begeistert aufgenommen und natürlich gab es sogleich die diversen Schaueinlagen, auch die tansanischen Jugendlichen sind ganz offensichtlich Ballkünstler.

Stabilisierung, Kontinuität und Anerkennung durch 2. Ausbildungsjahrgang

Nach dem Bericht des Lehrers John Sanga hat sich die Berufsschule mit der Aufnahme des 2. Ausbildungsjahrgangs in 2018 stabilisiert und zeigt nun Kontinuität. Die noch im ersten Jahrgang zu verzeichnenden Abgänge (4/19) sind nicht mehr aufgetreten. Die Berufsschule erfährt hierdurch auch in der Region zunehmend Anerkennung. Besonders für die jugendlichen Auszubildenden ist es ein wichtiges Signal zu zeigen, dass die Schule Bestand hat und sich weiter entwickelt. Dies soll mit der Einrichtung eines 3. Ausbildungsjahrganges in 2019 fortgesetzt werden.

Die Schule hat nun im 2. Jahr nach der Wiederaufnahme des Schulbetriebs Anfang 2017 insgesamt 38 Auszubildende. Davon sind 31 Auszubildende in den beiden mehrjährigen Ausbildungsklassen 2017 und 2018, sie werden durch die Übernahme der Schulgebühren aus den Münchener Partnergemeinden finanziert. 7 weitere Auszubildende nehmen an Kurzzeitlehrgängen teil, die von den Teilnehmern selbst finanziert und insbesondere im Bereich Schweißen und Metallverarbeitung angeboten werden.

Die mehrjährigen Ausbildungsjahrgänge umfassen neben der praktischen Ausbildung, dem Erlernen technischer Fähigkeiten und Kenntnisse in den Bereichen Metallverarbeitung und Schweißen sowie Kraftfahrzeugtechnik die Unterrichtsfächer Materialkunde, Betriebs-wirtschaft, Kostenrechnung (Entrepreneurship) und Kalkulation. Dieser Bereich wird von Lehrer Sanga und seinem technischen Kollegen unterrichtet. Die Fächer Englisch, Mathematik und Konstruktion (Engineering Science) werden von externen Lehrkräften in Teilzeit abgedeckt. Noch nicht ausreichend ist das Angebot für technisches Zeichnen, Computeranwendung und Autoelektrik. Die Auszubildenden können nach 2 bzw. 3 Jahren Ausbildung den Antrag auf Zulassung zur staatlichen Abschlußprüfung stellen, vorausgesetzt sie erreichen in den am LVTC gelehrten Pflichtfächern insgesamt 60 von 100 Credits. Die Prüfung wird in Mafinga, ebenfalls eine Berufsschule der Diözese Njombe, abgelegt.

Die Ausbildung in der Metallverarbeitung und im Schweißen verläuft gut. Die Auszubilden-den können die theoretisch wie praktisch erworbenen Fähigkeiten ausprobieren und bei den hereingeholten Fremd-Aufträgen ihr Können unter Beweis stellen. Die Qualität ist nach Lehrer Sanga einwandfrei, allerdings müssen bei dem erwähnten Auftrag der Schultische und –stühle derzeit die Holzteile noch hinzugekauft werden, was die kalkulierte Marge schmälert. Man strebt eine Eigenfertigung dieser Teile an. Voraussetzung ist, dass eine Hobel- und Sägemaschine beschafft werden kann. Christian Pesth deutet Möglichkeiten in München an (konnte mit dem Herbstcontainer 2018 nach Ilembula verschickt werden).

Im Bereich KFZ-Technik sind die Möglichkeiten der praktischen Anwendung aktuell noch beschränkt. Es fehlen Anwendungsmöglichkeiten, z.B. ausgemusterte neuere Fahrzeuge, die ausschließlich der Berufsschule zu Ausbildungszwecken zur Verfügung stehen. Die theore-tischen Kenntnisse sind, wie uns gesagt wird, dagegen gut. Wir sprechen die Möglichkeiten einer externen Kooperation an, die nach Aussage des Lehrers Sanga aber eher eingeschränkt sind, zumal extern nicht immer für die gerade unterrichteten Themen die praktischen Anwendungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Zum Thema Reststoffentsorgung aus der Metallverarbeitung berichtet Lehrer Sanga über die Sammelmöglichkeiten. Man nutze die Möglichkeit, das Altmetall zu verkaufen. Generell scheint Lehrer Sanga ein gutes Umweltbewusstsein zu haben, wie sich auch bei der späteren Diskussion um das neue Gelände in Kiginga und das Thema Rodung von Bäumen, was er stark ablehnt, herausstellt. Im Vergleich zu vielen anderen Grundstücken ist das Berufsschul-grundstück auch relativ plastikfrei.

Neuer Standort des LVTC in Ilembula Kiginga ab 2019

Zur weiteren Entwicklung der Berufsschule berichtet Lehrer Sanga über den geplanten Umzug an den neuen Standort in Kiginga, ca. 2,5 km entfernt vom jetzigen Standort im Zentrum von Ilembula. Der aktuelle Standort mitten in Ilembula wird von Lehrer Sanga wie auch den Schülern, wie wir später erfahren, wegen der zahlreichen Ablenkungen als nicht sehr geeignet angesehen. Hinzu kommen die räumlichen Beschränkungen. Auch strebt das unmittelbar angrenzende Krankenhaus der Lutherischen Kirche eine Erweiterung an.

In Kiginga wurde bereits vor Jahren ein Erweiterungsbau der Berufsschule errichtet, der bisher nicht genutzt wurde. Die Räumlichkeiten sind größer als im Zentrum und das Gelände ist mit rund 1,8 Hektar sehr großzügig. Möglichkeiten zur Erweiterung bestehen. Strom und Wasser sind ebenfalls vorhanden. Allerdings sind noch umfassende Renovierungen erfor-derlich, die derzeit geplant und kalkuliert werden. Der für 2019 geplante 3. Ausbildungs-jahrgang soll direkt in Kiginga starten.

Am Nachmittag haben wir die Gelegenheit, das neue Gelände zu besuchen, das uns von Lage, Baulichkeiten und Größe ebenfalls überzeugt. Die bislang fehlende Anbindung an die Dinge des täglichen Lebens sehen unsere tansanischen Partner nicht als problematisch an, da sich die Märkte in Tansania schnell diesen Gegebenheiten anpassen. Im Gegensatz zum derzeitigen Grundstück liegt der Standort Kiginga dichter an der Fernverbindungsstrasse Dar es Salaam nach Sambia und Malawi. Das wird für die KfZ-Technik und auch Fahrschule als Vorteil gesehen.

Nach dem Mittagessen besuchen wir die Dormitories der Jungen und Mädchen. Die Jungen sind in einem Haus der Kirchengemeinde am Rande des Ortszentrums untergebracht. Das Haus macht – mit den bei männlichen Jugendlichen dieses Alters üblichen Einschränkungen – soweit einen guten Eindruck. Die Unterkunft der 4 auszubildenden Mädchen ist dagegen sehr klein, eng, dunkel und mit 2 Doppelstockbetten ausgestattet. Allerdings liegt sie auf dem Grundstück der Mutter von Lehrer Sanga und damit ist eine gute Betreuung gewährleistet. Den Mädchen scheint die beengte Situation nicht allzu viel auszumachen, sie sind dies offenbar gewohnt. Für das neue Gelände hat Lehrer Sanga ebenfalls bereits Unterkunftsmöglichkeiten in einem leerstehenden Haus der Kirche eruiert. Es bestehen angeblich noch weitere Möglichkeiten, wie uns auch Mitglieder des AK bestätigen.

Zur finanziellen Situation der Schule wird uns auf meine Rückfrage glaubhaft erläutert, dass sich die Schule durch die Schulgebühren, die Einnahmen aus den Fremdaufträgen sowie die aus München in Einzelfällen erhaltene Unterstützung selbst trägt. Einen weiteren Deckungs-beitrag verspricht man sich aus Fahrschulunterricht, den Lehrer Sanga in Kurzzeitlehrgängen mit KfZ-Technik anbietet und für den auch das Lehrfahrzeug bereits auf dem Hof steht. Auf meine Bitte werden uns die Übersendung eines Businessplans der Schule und der Kalkulation der Kosten für Herrichtung des Gebäudes in Kiginga für den Schulbetrieb zugesagt.

„Fittingschool Management Committee“

Bei einem Folgetreffen zwei Tage später in Makambako nehmen die beiden Dekane Pfarrer Dr. Nduye aus Makambako und Pfarrer Mexon Mgongo aus Ilembula, Berenick Kihombo, Treasurer im Dekanat Makambako, und Josho Kibiki, Treasurer im Dekanat Ilembula, sowie die Pfarrer Gedeon Tador, Stellvertretender Dekan aus Ilembula, sowie Hosias Kajura aus Mtwango teil.

Pfarrer Dr. Nduye stellt die tansanischen Teilnehmer als das „Fittingschool Management Committee“ vor. Er entschuldigt Lehrer Sanga, von dem der Bericht schriftlich vorliegt und übergeben wird. In diesem Komittee werden die zentralen Entscheidungen für den Betrieb und die Weiterentwicklung der Fittingschool getroffen. Die laufende Koordination und Steuerung erfolgt durch Dekan Mexon und den Treasurer Kibiki schon wegen der räumlichen Nähe, was ich sehr begrüße. Ich habe die Gelegenheit, die Arbeit des AK-Fittingschool in München (MESE) vorzustellen und über unsere Unterstützer auch aus dem ökumenischen Bereich, z.B. Kolpingsfamilie in Oberhaching, zu berichten. Ferner nehme ich Bezug auf die aktuellen Reisen der AK–Fittingschool Mitglieder Rosi Hennig und Ludwig Lanzl aus Poing nach Palangavanu, Christian Pesth von Gustav Adolf nach Mtwango und meiner Ehefrau Hilke und mir nach Ikwete. Wir kommen kurz auf die Zusammenarbeit von Elvira Schymkowitz aus Oberhaching und Pfarrer Mexon während seines Dekanats in Makambako zu sprechen und ich freue mich, dass wir diese Zusammenarbeit nun für die Fittingschool fortsetzen können.

Pfarrer Mexon berichtet sodann über die jüngsten Planungen, in die offensichtlich auch schon die Überlegungen unseres Treffens in Ilembula eingeflossen sind. Zunächst geht auch von diesem Kreis nochmals der Dank nach München und MESE für die aktive Unterstützung seit der Wiederaufnahme des Schulbetriebs der Fittingschool durch Übernahme der Schoolfees und bei Gerätebeschaffung sowie die mit dem Container geschickten Werkzeuge und Materialien. Für die Jugend ist diese Wiederaufnahme ein sehr positives Zeichen und in der Region spricht man wieder über das LVTC „Lutheran Vocational Training Center“. Dieses Momentum will man nutzen und in 2019 den nun 3. Ausbildungsjahrgang einrichten. Dafür wird die Instandsetzung von Kiginga vorangetrieben und es liegt nun auch schon eine erste Kostenschätzung vor, die mit rd. TZS 18 Mio. (ca. € 6.800) abschließt.

Beide Dekane aus Makambako und Ilembula betonen, dass man in den Pfarrkonferenzen aktiv in die Bewerbung der Schule für Auszubildende eintreten möchte. Auch ist Lehrer Sanga in den Pfarrgemeinden unterwegs. Ich weise daraufhin, dass sich auch die derzeitigen Berufsschüler als „ambassador“ der Schule verstehen sollten. Aus Sicht von MESE sollte möglichst aus jeder Pfarrgemeinde der beiden Dekanate Makambako und Ilembula ein Auszubildender an der Fittingschool sein. Gerne unterstützen wir dies in München (MESE), wobei die tansanischen Pfarrgemeinden mit ihren Münchener Partnergemeinden hierzu aber direkt Kontakt aufnehmen müssen. Von MESE und dem AK können wir durch unsere Berichte und die Koordination der Münchener Aktivitäten unterstützend wirken. Wichtig ist, dass der Austausch zwischen den Partnergemeinden in Tansania und München direkt funktioniert. Das ist oftmals beidseitig noch nicht optimal.

Dekan Dr. Nduye erwähnt, dass für die geplanten Investitionen auch in MAIL Überlegungen zum Fundraising bestehen. Man will zum einen die Pfarrgemeinden ansprechen, zum anderen aber auch die sog. „local friends“, Geschäftsfreunde aus der Region, die man glaubt für die Ausbildung der Jugend gewinnen zu können, und auch die Kollekte des Partner-schaftstages für die Fittingschool nutzen. Ich halte dies für sehr positiv, da dadurch das Projekt „Fittingschool“ neben den Einnahmen aus den akquirierten Aufträgen des Lehrers Sanga auf einer wirklichen gemeinschaftlichen Basis von Tansania und München steht.

Wir haben nach unserer Rückkehr diese sehr guten Eindrücke aus Ilembula auch mit den anderen Mitgliedern im AK-Fittingschool geteilt, die ebenfalls, wie wir, sehr positiv über die erreichte Entwicklung gestimmt sind und werden auch auf dem Herbsttreffen berichten. Gemeinsam mit dem Partnerschaftsausschuss München Ost / Südost (MESE) wollen wir diese Entwicklung weiter unterstützen und freuen uns, wenn wir über die einzelnen Münchener Pfarrgemeinden aus Ost und Südost auch den Kreis der zu unterstützenden Auszubildenden weiter ausbauen können.

Ikwete – Treffen mit den Eltern der aus Oberhaching unterstützten Auszubildenden

Am Morgen nach unserem Besuch in Ilembula treffen wir auf Veranlassung von Pfarrer Mpolo in Ikwete die Eltern der aus Oberhaching unterstützten Auszubildenden aus Ikwete am Lutheran Vocational Training Center in Ilembula.

Die Eltern der Auszubildenden begegnen uns zunächst zurückhaltend und auch mit großer Erwartung und Dankbarkeit für die Ermöglichung der Ausbildung ihrer Kinder. Zunächst bedanke ich mich für das Treffen, ihr Kommen sowie ihr Interesse von uns Oberhachingern zu hören. Dann berichte ich über den sehr positiven Besuch in der Fittingschool am Vortag, das Treffen mit den Schülern und den Bericht des Lehrers John Sanga und gebe meiner Freude über diese gute Entwicklung der Berufsschule Ausdruck und dass Ikwete mit 11 Schülern derzeit die stärkste Gruppierung bildet. Dies hat zur Stabilisierung der Berufsschule beigetragen. Ich weise auch darauf hin, dass die Ausbildung für die Jugendlichen selbst wichtig ist und ermuntere die Eltern in diesem Sinne fortzufahren und ihre Kinder beim Start in das Berufsleben mental zu unterstützen. Ich weiß, das ist in Ikwete nicht einfach, aber ein ganz wichtiger Punkt – ebenso für uns in Europa. Ich hebe hervor, dass die finanzielle Unterstützung der Ausbildung im derzeitigen Umfang in Oberhaching dank der privaten Unterstützung verschiedener Gemeindemitglieder und durch die Kolpingsfamilie in Oberhaching möglich ist. Das wird von den Eltern sehr geschätzt. Viel Applaus erleben wir, als ich verspreche, dass die weitere Finanzierung der derzeitigen Schüler gesichert ist. Der Sprecher der Elternschaft, Alfred Mgoba, wiederholt den Dank aller Eltern und bittet, diesen an die Spender weiterzugeben, was ich sehr gerne verspreche.