Freunde sein - Besuch in Ikwete

Karibuni sana - Herzlich willkommen zum Bericht über die Partnerschaftsreise!
Anfang Dezember nahmen wir Sie bei einem Diavortrag mit auf Safari in unsere Partnergemeinde Ikwete und andere Orte in unseren Partnerdekanaten. Mit vielen Bildern und Eindrücken erzählten wir von unseren Freunden in
Tansania.

Aus unserer Kirchengemeinde "Zum Guten Hirten Oberhaching" reisten in diesem Juli Pfarrer Karsten Schaller, zugleich als Missionspfarrer der Dekanate München Ost und Süd-Ost (Munich East-South- East-Makambako-Ilembula = MESEMAIL), Gerhard Eber, Vertrauensmann des Kirchenvorstandes, und ich als Vertreter des Partnerschaftsausschusses nach Tansania. Wir hatten dort die Gelegenheit, in den fast 3 Wochen unseres Aufenthaltes im Distrikt Makambako, zu dem auch Ikwete gehört, unsere Partnergemeinde, ihr kirchliches Leben, ihre bezaubernden Menschen, deren Lebensverhältnisse sowie die verschiedenen Ortsteile und Predigerstellen kennen zu lernen. Wir waren überwältigt von der Herzlichkeit, die wir beim Empfang in den einzelnen Ortsteilen erfahren durften, und der offenen, vertrauensvollen und gemeinsamen Begegnung in unserem lutherischen Glauben, der den Treffen jeweils eine besondere Tiefe verlieh. Bewegend war für uns drei die tansanische Art, unseren gemeinsamen christlichen Glauben durch Gesang, Tanz und Gebet zu praktizieren. Wir haben gemeinsam wunderbare Andachten und tolle Gottesdienste in Ikwete und dem Distrikt Makambako erlebt. Karsten Schaller predigte als Vertreter von MESEMAIL an einem Sonntag in zwei Gottesdiensten in der Dekanatskirche in Makambako, Gerhard Eber als Prädikant parallel dazu in der Kirche in Ikwete. An insgesamt vier Tagen unseres Aufenthaltes haben wir uns ganz unserer Partnergemeinde Ikwete gewidmet. Zwei Tage verbrachten wir allein mit dem Besuch von 8 der insgesamt 10 Predigerstellen, die zum Teil in einem Umkreis von mehr als 10 km verstreut liegen und auf unbefestigten Wegen oft nur beschwerlich erreichbar sind. Es ist be wundernswert, mit welcher Energie die Menschen über diese Wege zu Fuß oder per Fahrrad große Mengen ihrer Tomaten- und Maisernte in das 9 km entfernt liegende Marktzentrum Makambako transportieren. Die verschiedenen Predigerstellen kennen zu lernen, war beeindruckend. Wir konnten erleben, wie die Gemeinden durch gemeinsame Tatkraft den Neubau einer Kirche (in Eigenregie) voran bringen. Wir wurden auch in andere gemeindliche Projekte z.B. einen Kinderchor eingeführt und lernten an anderer Stelle das mühevolle Dreschen von Mais mit einfachsten Werkzeugen kennen. Auf unsere Unterstützung für die Waisenkinder und Schüler wurden wir überall mit großer Wertschätzung und Dank angesprochen. Mit besonderer Freude wurden die zum Zeichen unseres gemeinsamen Glaubens übergebenen lutherischen Kirchenfahne und die Bälle des Partnerschaftsausschusses aufgenommen. Besondere Herzlichkeit spürten wir in den jeweiligen gemeinsamen Andachten und dem sich regelmäßig anschließenden gemeinsamen Imbiss. Am Hauptort Ikwete konnten wir die bisherigen großen gemeinsamen Projekte mit unserer Kirchengemeinde in Oberhaching in Augenschein nehmen. Das "Haus der Frauen" wird intensiv für gemeindliche Zwecke genutzt, als Gemeindehaus ist es mit dem Büro des Pfarrers und Treasurers sowie einem Versammlungsraum neben der Kirche der zentrale Ort für das gemeindliche Leben und wird, soweit möglich, auch für den unter der Leitung von Alessi Sanga im Aufbau befindlichen Kindergarten genutzt. Gleich angrenzend zeigte uns Flora Ngesi mit Stolz die Erste-Hilfe-Station samt Apotheke, in der die wesentlichsten Medikamente für notwendige Erstbehandlungen der gängigen Erkrankungen vorgehalten werden. Aufgrund der zum Teil größeren Entfernungen ist ein Ausbau der Erste-Hilfe-Station an zwei weiteren Standorten geplant. In einer gemeinsamen Sitzung mit dem Partnerschaftsausschuss Ikwete wurden wir informiert, dass durch die finanziellen Beiträgen unserer Kirchengemeinde derzeit die Schulausbildung von 60 Secondary School Schülerinnen und Schülern sowie von 22 Waisenkindern unterstützt werden kann. Weitere Projekte beziehen sich auf den Ausbau des Kindergartens, für den die ersten Zuwendungen dankbar aufgenommen wurden, und der Erste-Hilfe-Station sowie ein nahegelegenes Baumprojekt zur möglichst dauerhaften Finanzierung der Kirchengemeinde. Darüber hinaus plant die Gemeinde mittelfristig die Anschaffung eines kleinen Transportfahrzeugs, um die Gemeindemitglieder bei der Vermarktung ihrer Ernten zu unterstützen, aber auch für kleinere eigene Transportleistungen. Überlegungen bestehen, ein in Makambako gelegenes kircheneigenes Grundstück zu nutzen, um auch auf diese Weise die Finanzen der Kirchengemeinde zu stabilisieren, die sich ausschließlich aus Spenden ihrer Mitglieder zusammensetzen und aus denen vor allem der Pfarrer und die dezentral tätigen Evangelisten zu bezahlen sind. Die sonntägliche Kollekte dient zu 50 % diesem Zweck, die andere Hälfte kommt der tansanischen lutherischen Kirche auf Distrikts- (40 %) und Regionalebene (10 %) zu Gute. Vorgestellt wurden uns an allen Standorten die für die Predigerstellen zuständigen Evangelisten, die Church-Elders, einschließlich Treasurer, vergleichbar mit unserem Kirchenvorstand, sowie die jeweiligen Frauenbeauftragten und Chöre. Ein besonderes Erlebnis war, bei diesen Besuchen vom früheren Pfarrer Mugovano in Makambako begleitet zu werden. In den 70er und 80er Jahren hat er den Kirchenbezirk Makambako aufgebaut und maßgeblich an der Gründung der Partnerschaften der einzelnen Kirchengemeinden und dem Zusammenschluß MESEMAIL mitgewirkt. Bei unserem Aufenthalt konnten wir verschiedene staatliche und kirchliche weiterführende Schulen (Secondary School) kennen lernen. Das tansanische Schulsystem bestehend aus der Primary School (7 Jahre), Secondary School (4 Jahre) und High School (2 Jahre) ist dreistufig ausgebaut. Die Primary School ist für alle verpflichtend und kostenfrei, bei erfolgreichem Abschluss können im Anschluss die Secondary School und später dann die High School besucht werden. Die Schulbildung an Secondary und High School ist kostenpflichtig und für die tansanischen Familien eine besondere finanzielle Belastung. Hierbei sind nicht nur Schulgebühren, sondern auch Kostenbeiträge für Schulgebäude, Klassenzimmermöblierung, Essen und Dormitory (Schlafgelegenheiten) zu entrichten, die sich pro Schüler und Schuljahr auf ca. 200 € belaufen können. Für die Familien in Ikwete ist dies ein außerordentlich hoher Betrag und ein Vielfaches ihres monatlichen Einkommens. Dabei haben sie in der Regel 3 bis 4 Kinder, und viele kümmern sich zusätzlich um nahestehende Waisen infolge der im Süden Tansanias noch immer hohen Aids-Rate. Wir konnten Schüler aus Ikwete in der Schule Mtimwe treffen, die uns über ihren Schulalltag und ihre Zukunftswünsche berichteten. Viele wollen weiter kommen, aber oft reichen die finanziellen Mittel nicht aus, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Besonders mangelt es an den Möglichkeiten zur schulnahen Unterbringung und so nehmen viele Schüler täglich die oft kilometerlangen Schulwege in Kauf, und dabei beginnt die Schule oft bereits kurz nach 7 Uhr und dauert bis in den Nachmittag. Die eingeschränkten Möglichkeiten für ein erfolgreiches Lernen sind dabei offenkundig und so konnten wir direkt erfahren, dass unsere Unterstützung hier zumindest zu einem gewissen Teil für die Familien und Schüler Erleichterung schafft. Den Erfolg einer patenschaftlichen Förderung konnten wir bei Anita Lulimo, einer jungen Frau aus Ikwete sehen, die dank der Unterstützung aus Oberhaching im Anschluss an die Secondary School das College besuchte und heute als Lehrerin an der Primary School in Iringa tätig ist. Die Ausbildung der vielen jungen Menschen, und in Tansania sind fast 50 % jünger als 15 Jahre, gehört gewiss zu den vordringlichsten Aufgaben auch unserer kirchlichen Unterstützung. Beim Besuch der lutherischen Schulen in Emmaberg und Kidugala sowie der Schule für Taubstumme in Njombe sahen wir die starke und wichtige Rolle der lutherischen Kirche Tansanias. Es wurde dabei aber immer auch der Wunsch nach personellem Austausch mit Bayern und die Unterstützung durch Lehrer artikuliert. Besuche führten uns auch zu andere Partnergemeinden von MESEMAIL. Wir lernten dort zahlreiche andere lokale Projekte kennen, die aus den Dekanaten München-Ost und Süd-Ost unterstützt werden. Eines der besonderen und die Bedeutung der Zusammenarbeit herausstellenden Projekte ist dabei die Partnerschaft der Kirchengemeinde Haar mit Ilembula und dem dortigen gleichnamigen lutherische Krankenhaus, das weit über die Regionen Makambako und Ilembula von Bedeutung ist. Erfahren konnten wir aber auch die durchgängige Wertschätzung des "Containers", der vom Assistenz- Bischoff in Njombe als besonderer Ausdruck unserer "Freundschaft" bezeichnet wurde. Die drei Wochen unserer gemeinsamen Reise sind wie im Flug vergangen. Wir lernten ein von seiner Natur wunderbares, vielfältiges und reiches Land kennen und trafen auf Menschen, die uns begeistert haben mit ihrer Offenheit und ihrem Interesse auch an den Entwicklungen in unserem Lande. Wir konnten aber auch sehen, wie wichtig der Austausch sowie die Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung für die lokalen Initiativen der Partnerschaftsgemeinden sind, was uns darin bestärkt, an Container, Kindergarten- und Schulprojekten auch zukünftig aktiv weiter zu arbeiten. Ich persönlich bin sehr dankbar, dass ich mit Karsten Schaller und Gerhard Eber diese Reise unternehmen konnte, die einen tiefen Einblick in das Land, die Aktivitäten und Bedeutung der gemeinsamen lutherischen Kirche vermittelt hat.

Ulrich Werwigk, Oberhaching