Seit 1. März ist Frau Gesa Lienhop Vikarin in unserer Gemeinde und wird uns in den nächsten zwei Jahre immer wieder begegnen. Sie hat das Studium der Theologie erfolgreich beendet und lernt nun im zweiten Ausbildungsabschnitt in der Gemeinde. Sie wird regelmäßig Zeit im „Evangelischen Studienseminar für Pfarrausbildung (ESP)“ (vormals Predigerseminar) verbringen und durch die Arbeitsgemeinschaft Hachinger Tal auch in anderen Gemeinden sein, aber wir werden sie immer wieder beim Hospitieren erleben. Im Laufe der Zeit wird sie dann auch mehr selbstständig übernehmen.
Frau Lienhop, wir freuen uns schon sehr auf Sie! Wann beginnt ihr Vikariat in unserer Gemeinde, und wie lange werden Sie bei uns sein?
Ich freue mich auch schon sehr! Ich fange offiziell am 1. März an, aber die ersten beiden Wochen bin ich im ESP in Nürnberg. Das erste Mal werde ich zum Einführungsgottesdienst da sein sowie in den zwei Wochen danach. Da das Vikariat erst kürzlich auf zwei Jahre verkürzt wurde, ist die Ausbildung nun ein wenig gestrafft (Anm. der Redaktion, siehe Kasten). Dabei werde ich zwischen Gemeinde, ESP und intensiven Lerneinheiten z.B. im Krankenhaus oder in der Schule wechseln, aber auf jeden Fall immer wieder in der Gemeinde sein. Bei uns gibt es außerdem kein großes, allumfassendes Examen zum Schluss, sondern immer wieder Teilprüfungen, die während der gesamten Zeit gehalten werden, z.B. in der Seelsorge oder Gottesdienst.
Es gibt die Hachinger Tal-Arbeitsgemeinschaft, bei der sich die Gemeinden in Taufkirchen, Unterhaching und Oberhaching zusammentun. Werden Sie auch in den anderen Gemeinden tätig sein?
Auf jeden Fall werde ich durch die gemeinsame Konfi-Arbeit im Hachinger Tal die anderen Gemeinden auch kennenlernen. Dadurch dass ich die Pfarrerin Irene Geiger-Schaller begleiten werde, die ja vor allem in Oberhaching arbeitet, werde auch ich vermutlich den Großteil meiner Zeit in der Gemeinde in Oberhaching verbringen.
Wie sind Sie auf die Gemeinde in Oberhaching gekommen?
In erster Linie durch meinen Mann, er ist hier Lehrer am Gymnasium. Ich bin erst vor drei Jahren für das Studium nach München gezogen, gebürtig komme ich aus Norddeutschland. Vorher habe ich in Jena studiert und dort meinen Bachelor und das theologische Grundstudium gemacht. Danach war ich kurz in Wien, dann in München. An Oberhaching selbst gefällt mir besonders die Mischung aus Nähe zu Bergen und Natur und zur Stadt. Ich bin in einem kleinen niedersächsischen Dorf aufgewachsen und habe mich nach Kindheit und Jugend dort sehr nach dem Stadtleben gesehnt. Jetzt wohnen wir in Giesing und ich wollte gerne im Münchner Raum bleiben, damit ich die Stadt weiter erleben kann. Mit der Vikariatsstelle in Oberhaching bekomme ich von beidem etwas. Das macht mich ziemlich glücklich.
Wann entstand der Wunsch bei Ihnen Pfarrerin zu werden?
Ich hatte Soziologie und Philosophie im Bachelor. Da habe ich fast durch Zufall ein Seminar über Dietrich Bonhoeffers „Ethik“ belegt, als ich noch gar nicht Theologie studiert hatte. Das hat mein Interesse geweckt und mich nicht mehr losgelassen. Gerade Bonhoeffer ist eine sehr interessante Figur der jüngeren (Kirchen-)Geschichte. Er hat Stellung bezogen und sich politisch engagiert, was ich enorm wichtig finde. Aber auch seine theologischen Gedanken haben mich nachhaltig beeindruckt. Ausschlaggebend für den Studienwechsel war auch, dass die Theologie so ein vielfältiges und umfassendes Fach ist. Das hat mich derart gefesselt, dass nach und nach auch der Wunsch zum Pfarramt aufkam. Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensformen kennenzulernen und zu begleiten wollte ich schon immer – durch die Aussicht aufs Pfarramt hat dieser Wunsch eine für mich passende Form angenommen.
Haben Sie schon Erfahrungen in einer Gemeinde gesammelt?
Ich habe bereits in meiner damaligen Gemeinde in Jena Musik gemacht, zwei Jahre die Konfirmand*innen mit betreut und auch Kindergottesdienste gestaltet. Mein Gemeindepraktikum habe ich in Wien absolviert, das war aber während des ersten Coronawinters und dadurch teilweise eingeschränkt. Mein Handlungsfeldpraktium habe ich im Landeskirchenamt gemacht. Dort wurde ich von einem Referenten für Gemeindeentwicklung betreut, der innovative und zukunftsträchtige Gemeindeprojekte begleitet und organisiert.
Was hat Ihnen in der Ausbildung besonders gefallen?
Es mag nicht so populär sein, aber besonders viel Spaß hatte ich daran, die Ursprachen des Neuen und Alten Testament zu lernen und aus der Bibel zu übersetzen. Das Fach „Systematische Theologie“ war besonders spannend; man diskutiert Fragen zu Gott, wie wir durch unsere Existenz herausgefordert werden, inwieweit der Glaube uns angeht, was daraus folgt und welche Verantwortung den Christ*innen in der Welt zukommt. Darum habe ich mich zuletzt besonders viel mit theologischer Ethik beschäftigt, aber im Grunde hat mir eigentlich fast nichts nicht gefallen.
Haben Sie eine Lieblingsstelle in der Bibel?
Oh, man hat immer viele. Aber ich liebe die Szene in Matthäus 25, 34-40, wo es heißt: „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war ein Fremder, und ihr habt mich aufgenommen.“ Sie spielt im Weltgericht. Worauf Jesus hinauswill ist, dass Gott zu lieben bedeutet, seinen Nächsten zu lieben. In allen Leuten, denen es schlecht geht, ist Gott verborgen, und so hat jede*r andauernd die Möglichkeit ihm gegenüber liebevoll zu handeln.
Gibt es etwas, das Sie auszeichnet oder Sie noch ergänzen möchten?
Ich mache Musik, ich singe sehr gerne, eher moderne Sachen, aber auch viel Blues und Soul. Umso mehr freue mich, dass ich in eine so musikalische Gemeinde komme. Und natürlich freue ich mich auch ganz einfach darauf, bald alle kennenzulernen und Vikarin in Oberhaching zu sein.
Vielen Dank für das Gespräch. Für ihren Dienst in Oberhaching wünschen wir Ihnen alles Gute und Gottes Segen!